20 Jahre Betriebserfahrung im Klärwerk Balingen

Weltweit erste Anlage zur Synthesegaserzeugung für Klärschlamm

27.04.2022

Vor 20 Jahren wurde in Balingen die erste Anlage zur energetischen Klärschlammverwertung in Betrieb genommen. Mit Mut und Innovationsgeist haben die Beteiligten damals den Entschluss gefasst, Klärschlamm nachhaltig entsorgen zu wollen und so gleichzeitig auch eine Maßnahme gegen die steigenden Klärschlammentsorgungskosten zu ergreifen. Schon damals erkannte das Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg die Zukunftsvision und förderte das Modellprojekt. Zu Beginn verwertete die Anlage noch 1.000 t/a Trockenmasse und das Synthesegas wurde dem Faulgas-BHKW beigemischt. Bei der Erweiterung zehn Jahre später wurde die Kapazität verdoppelt und die Pilotanlage um eine thermische Trocknung erweitert. Seither werden auch Schlämme aus Nachbarkläranlagen mit verwertet. Die energetische Nutzung vor Ort sorgt für einen großen Schritt in Richtung einer energieautarken Kläranlage und liefert gleichzeitig eine saubere Phosphorasche. Durch die Monodeponierung der Asche ist bereits bei der Balinger Anlage eine Phosphorrückgewinnung möglich.

Mit dem Pilotprojekt in Balingen wurde der Grundstein für viele Partnerschaften gelegt, insbesondere zwischen dem Zweckverband Abwasserreinigung Balingen und SÜLZLE KOPF SynGas. Profiteur der Balinger Entwicklungsarbeit war das EU-geförderte Projekt SusTreat in Koblenz. In dieser KOPF SynGas Anlage wurde erstmals ein BHKW ausschließlich mit Synthesegas aus Klärschlamm betrieben. Über Jahre wurde in Balingen ein stabiler Kernprozess der Synthesegaserzeugung entwickelt, welcher heute auch in Koblenz hochautomatisiert und autonom abläuft. Die in Balingen etablierte Anlagentechnik bildet die Basis für den zukünftig effektivsten Klärschlammverwertungsweg. So können heute intensive Gespräche und Diskussionen geführt werden, in welche Prozesse das Verfahren zeitnah eingebunden wird. Durch gesetzliche Vorgaben zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlämmen ist eine Mitverbrennung in der Industrie zukünftig nicht mehr ohne weiteres möglich. Durch die Integration des KOPF SynGas Verfahrens wird ein heißes Synthesegas für Feuerungsprozesse erzeugt und der Phosphor mit der Asche abgeschieden. Somit kann Klärschlamm weiterhin als Ersatzbrennstoff eingesetzt werden und fossile Energieträger ersetzen. Er wird als Energieträger da eingesetzt, wo ohnehin ein hoher Energiebedarf herrscht. Gleichzeitig wird in diesen energieintensiven Prozessen ein aktiver Beitrag zur Kreislaufwirtschaft geleistet. So ist und bleibt Balingen als Pionierstandort ein interessanter Anlaufpunkt für Besucher aus Politik und Industrie.